Ich möchte hier als Deutscher in der Schweiz aus aktuellem Anlass einen Vorsatz für das neue Jahr kundtun. Die SVP pauschalisiert mal wieder öffentlich sämtliche vor allem deutsche Ausländer in der Schweiz und gibt ihnen die Schuld an fast allem was ein bisschen stört, außer Klimatkatastrophe und Abendröte. Das ganze ist beschrieben in diesem Spiegelartikel. Glücklicherweise schreien ein paar Schweizer auf, ich schreie gerne mit und werde ganz fuchtig angesichts der „rassistischen und fremdenfeindlichen Rhetorik, Ideologie und Politik der SVP“.

Mein (einziger) Vorsatz fürs nächste Jahr: Die SVP noch ein bisschen döfer finden. Dazu gehört die Verwendung des Parteinamens nur noch in Verbindung mit negativen Adjektiven (siehe Titel), als auch das mittellaute Murmeln des Ausdrucks „Dappige Dubels!“ (was in etwa „dumme Idioten“ auf schwäbisch heißt) angesichts jeden Schriftzugs der SVP, also auch in der Öffentlichkeit, sowie die gründliche Pflege internationaler Freundschaften, inklusive demonstrativen Herumreisens in der Schweiz. Vielleicht mit deutschem Fähnlein, sicher mit gutem Willen, aber garantiert ohne Handtuch.

Ha!

Ich erhoffe und wünsche mir und allen ein frohes, fremdenfreundliches kommendes Jahr Immer. Sofort, ab jetzt!

Jahresrückblicke sind sowas ätzendes. Da mach ich doch glatt mit.

Die besten Suchtreffer des endenden Jahres.

rollcontainer schloss knacken : Blöder, böser Mensch!

weil der stadt mauer : Da weiß jemand nicht, was er sucht und dann bekommt er auch noch einen Treffer serviert. Mich.

körperwelten gutschein : Diese Person wird einen Fehler begehen. Aber wenigstens will sie für diesen Fehler möglichst wenig zahlen. Bedingt löblich.

kongresszentrum luzern jean nouvelle : erinnert mich hier dran.

pain surprice : Nein, nicht das Überpreisbrot, sondern das Überraschungsbrot.

sauschwabe wordpress : Na Mensch, noch zwei Punkte und ein com und Google ist arbeitslos.

kabinett körperwelten : Noch so ein Fehlerbegeher. Dieser sogar ein bisschen pervers. Schlingel!

kalorienarm baiser : Falsch.

frisur : Sehr falsch, zumindest auf dieser Seite komplett fehl am Platze.

kasse : Wird immer fälscher.

eth-studentin traurig : Handelt es sich um einen Hilferuf? (Dazu passt dann die Suche positiv denken comics) Oder handelt es sich um eine Personensuche? (Wenn das alles ist, was bei dem Gespräch ohne Nummerntausch hängen geblieben ist, dann wird das nichts.)

google körperwelten : Da kennt jemand den Unterschied zwischen Adress- und Suchzeile nicht.

kryptophobie : Weltweit verbreitet.

kalorien budget produkte : Ja. Ganz viel. Ist nämlich nicht so, dass der Titel „budget“ heißt, dass an den Kalorien gespart wurde.

meine schlüpper : Erschreckend dass man mit sowas auf dieses seriöse Blogwerk kommt.

Das plausibelste zuletzt – Корбюзье : Quasi das Kernthema dieses Blogs.

Ich habe den Verdacht, dass die Deppen im Jahr 2010 nicht weniger werden. Arme Suchmaschinen. Armes Ich. (Ich muss noch mein Selbstmitleid für dieses Jahr verpulvern.)

Auf besonderen Wunsch, und nur deshalb, hier nun die Resultate der abgeschlossenen Entwurfsklasse. (Wie immer Zutritt zu größeren Versionen durch penetrantes Beklicken des verkleinerten Abbilder ihrer selbst.)

Situation

Situation: Englisches Zeltgemüpfel (links) vs. französisches Hafengezüpfel (rechts)

Zelt

Zeltdarstellung: "Farben!, da war alles bunt!", sagte der Professor zuvor, "Fahnen!, die hatten überall Fahnen!", fügte er hinzu. Diese Perspektive brachte ihn zum Schweigen.

Zeltgrundriss

Zeltgrundriss: Heimeliges, königliches Wohnzelt zur Rechten, demonstratives Machtzelt angeschnitten zur Linken

Zeltansicht und -schnitt

Zeltansicht und -schnitt: Fahnen, lauter Fahnen. Und ganz viel bunter Stoff.

Mauer

Mauer: Kitsch. Diesmal ohne Geist. Dafür mit Fahnen. Und lustigen Riesenkondomen aus bunt gemusterten Stoffen.

Maueransicht

Maueransicht: Für ein bisschen Belagerungsflair mit einem Trébuchet im Vordergrund. Und Fahnen.

Turmschnitt

Turmschnitt: Die Franzosen pflanzten Monstergras vor ihrer Mauer damit sich der nahende Feind darin verfing... Rabauken! Halunken! Schlingel!

Mauerisometrie

Mauerisometrie: Die keine echte Isometrie ist. Als SetDesigner kann man sagen "bau das in echt, bau den Rest im Computer" – ganz einfach mit einer Linie drüber, einer drunter. Toll.

Wehrgang

Wehrgang: Noch einmal Kitsch zum Abschluss.

Jobangebote bitte per Kommentar an diesen Artikel. Höhö.

[Nicht zu verschlucken sei, dass ich das nicht allein fabriziert habe. Aus Persönlichkeitsgründen jedoch sei hier nur gesagt „Isidor, juch-huu!“.]

[Dieser Beitrag ist irgendwie fünf Tage in der Versumpfung verschütt gegangen. Dementsprechend jede Zeitangabe um „plus fünf Tage“ ergänzen.]

Heute war endlich, endlich, endlich die Abschlusspräsentation meiner diessemestrigen Entwurfsklasse. Wir waren gleich die ersten, das war gut, nun ist es vorbei. Wunderbar.

Bauherr Oliver Hirschbiegel kaute permanent auf einem Zahnstocher rum. Nachdem ich zuvor gelesen hatte, dass ein Zahnstocher von Charles Dickens über 6000 Euro wert zu sein scheint, überlegte ich für einen sehr, sehr, sehr kurzen Moment ihm seinen Zahnstocher abzuluchsen. Aber zugegebenermaßen war der nur aus Holz. Nicht aus Elfenbein und Gold.

Heimreise

17|12|09

Wenn ich mir das Wetter so anschaue scheint ein wunderbarer Tag, heute zu flüchten.

Wenn ich es aber mit dem Wetter des Ziels der Reise vergleiche, dann lohnt der ganze Aufwand doch nicht.

Aber es geht ja um Menschen, nicht um Wetter.

Endlich mal wieder etwas Landeskundliches.

Während die deutsche Weihnachtskeksmischung im Regelfall aus verdächtig viel muffig unknsuprigem Waffelkack, ein paar zerbröselten Vanillekipferln, vielleicht einem verirrten Zimtstern und auf jeden Fall horrend viel Mürbeteiggekröse besteht, sind die Schweizer hier einen großen Schritt weiter. Nur vier Kekse befinden sich in der Mischung, aber immerhin ist die Kombination ausgewogen und alle haben einen Bezug zur Nation.

Schweizer Keksmischung

Ich gehe da jetzt nicht genauer drauf ein, habe die letzte Nacht nämlich nur drei Stunden geschlafen und das kann ja nicht sein. Kurz angemerkt sei nur, dass ich natürlich den Zimtstern am liebsten mag, warum wohl, der kommt aus Schwaben. Und nun mag sich der ein oder andere beschweren dass das dann ja gar keinen Bezug zur Schweizer Nation darstellte, da engegne ich dann aber, dass dieser sich Beschwerende also nicht meine Literaturempfehlung unter „Idee“ (da oben) befolgt hat. Ha!

(Es gibt auch eine Keksmischung ohne Chräbeli. Für Leute wie mich, die es nicht aussprechen können und solche, die einfach kein Anis mögen. Aber ich nenn den Keks ja nicht beim Namen wenn ich ihn esse. Daher Mischung mit Anisdings.)

Dritter Advent

13|12|09

Wie sieht die Kombination aus Abgestress und Vorweihnachtszeit aus?

So:

Drei Kerzen

Gestern gab es zum dritten Mal in Folge Pizza. Der erste Bringdienst lehnte trotz gegenteiliger Internetaussage eine Lieferung um zehn Uhr nachts ab, zog den Hass des gesamten Zeichensaals auf sich. Der zweite wollte auf einmal doch nicht die Studentenpreise berechnen. Es gerät alles aus den Fugen gerade an der ETH. Die ganze ScienceCity ist von Architekten bevölkert.

Im Hauptbau verkauft eine Gruppe HotDogs und Orangen, die Schlange ist zwanzig Meter lang.

Im Druckerraum sieht man vor lauter Papierverschnitt den Boden nicht mehr. Die Druckerwarteschleifen werden immer länger, angeblich kommt es in Abgabephasen vor, dass man fünfzehn Stunden auf seinen Plot warten muss, es haben schon Studenten mit dem Schlafsack vor den Plottern gelegen. Dabei ist das Drucksystem hier hervorragend organisiert, rund um die Uhr geöffnet und nahezu reibungslos laufend. Für Spezialdrucke, die nicht ohne Personal ablaufen, haben die „Druckermenschen“ extra auch am Wochenende geöffnet und sind freundlich und motivierend zur Stelle.

Auf den Tischen stapeln sich die RedBull-Dosen, während sich gleichzeitig die Augen der Kommilitonen zunehmend röten. Eben erzählte mir einer, dass er in der letzten Woche durchschnittlich drei Stunden pro Nacht Tag geschlafen hätte, ein anderer errechnete, dass er seit dem letzten Schlafen einen Lohn von 630 Franken verdient habe, in Gedanken (20 Franken, die Stunde). Die vorangegangene Nacht bei ihm war auch nur zwei Stunden kurz.

Wir sind erstaunlich gut im Zeitplan. Wahrscheinlich wird auch die kommende Nacht länger als sechs Stunden dauern können. Wir können uns noch so Luxus wie eine zusätzliche Perpektive gönnen und regen uns nur ein bisschen auf, wenn der rendernde Rechner vermeintlich wegen Überhitzung abschmiert. Nun ist das Fenster auf kipp, Außenluft mit Minusgraden strömt herein und kühlt die Notebooks und unsere Köpfe.

Glücklicherweise trage ich meinen wollenen Abgabepullover. Nicht schön, aber gemütlich.

Wie die drei Kerzen.

Gestern überraschte mich ein Kollege (der neuerdings hier mitliest, deshalb muss ich nun vorsichtig sein) mit einer etwas ablehnenden Meinung gegenüber der EU. Dementsprechend haben EU-Bürger kleine Versteckte Rückschläge in Kauf zu nehmen. Einer davon: Steckdosen. Ich war mir vor meiner Einreise gar nicht darüber im klaren, dass die hier andere Stecker haben. Die haben drei Pinöppel!

Schweizer Stecker

Schweizer Stecker

Dieses Exemplar ist zugegebenermaßen das einer Starkstrommaschine. Normalerweise sehen sie aus wie unsere ungeerdeten, schmalen EU-Dinger aber eben wahlweise mit einem Erdungsstift. Zwar sind die Steckdosen hier nicht immer eingelassen, wie bei uns, sondern meist bündig, also eine Scheibe mit Löchern, dennoch passen unsere geerdeten runden Stecker nicht hinein. Und – das war mir vorher gar nie aufgefallen – die Pinöppel eines geerdeten Steckers sind dicker als die eines ungeerdeten. Nicht anschließen konnte ich daher meinen Monitor und meinen Drucker.

Die Schweizer wissen, wie sie auf kosten der EU-Bürger an Geld kommen, sie verkaufen Adapter. Sieben Franken das Stück. Und Mehrfachstecker genauso, denn mein Zimmer hat ganze zwei Steckdosen. Und Mehrfachsteckdosen von Schweiz auf EU gibts auch nicht. Also muss man alles doppelt und dreifach kaufen. Hinterlistig. Alle hier.